CfP für Ausgabe 9 von „Undercurrents – Forum für linke Literaturwissenschaft“ mit dem Thema „Literarische Gegenöffentlichkeiten“ (01.11.2016)

Call for Papers für den Blog Undercurrents – Forum für linke Literaturwissenschaft

Deadline Abstract: 1. November 2016 | Deadline Beitrag: 15. Januar 2017

Undercurrents – Forum für linke Literaturwissenschaft

Ausgabe 9 (2017)

CfA: Schwerpunkt: Literarische Gegenöffentlichkeiten

Von schreibenden Arbeiter_innen bis zu queerfeministischen Gruppen, bewegen sich herrschafstkritische literatur- und kulturpolitische Bewegungen zumeist in diskursiven, medialen und institutionellen Räumen, die sich von einer hegemonialen Öffentlichkeit zumindest unterscheiden, sich von dieser oftmals bewusst abgrenzen oder sich als Gegensatz zu ihr verstehen. Solche Gegenöffentlichkeiten bilden einen Produktions- und Rezeptionskontext von herrschaftskritischer Literatur. In einem weiten Sinne können nun die meisten Gegenöffentlichkeiten selbst als literarisch gelten, konstituieren sie sich doch durch die Zirkulation von geschriebenen und gesprochenen Texten, durch die die an ihnen partizipierenden Akteur_innen als Gegenöffentlichkeit erst adressiert werden.

Die neunte Ausgabe von Undercurrents – Forum für linke Literaturwissenschaft ist der Diskussion des Begriffes sowie historischen und zeitgenössischen Formen von literarischen Gegenöffentlichkeiten gewidmet. Dabei ist für uns die Annahme leitend, dass sich literarische Gegenöffentlichkeiten nicht nur durch nicht- oder antihegemoniale Inhalte bestimmen lassen, sondern der Frage nach ihren kulturellen Praktiken und ästhetischen wie medialen Formen eine besondere Bedeutung zukommt. Wir freuen uns auf Themenvorschläge, die alle historischen Epochen und Sprachen betreffen und sich u.a. mit folgenden Fragen auseinandersetzen können:

Gibt es spezifische Medien und Genres literarischer Gegenöffentlichkeiten? Und (wie) unterscheiden sich deren formale Strategien von denen einer hegemonialen Öffentlichkeit? Zu welchen kreativen Aneignungen, Hybridisierungen oder schlichten Übernahmen ist es historisch gekommen? Und wie und mit welchen politischen und ästhetischen Konsequenzen eigneten sich Öffentlichkeiten ästhetische Formen von Gegenöffentlichkeiten an? Welche Rolle für die Konstitution einer Gegenöffentlichkeit spielt das Verhältnis von literarischen, visuellen und akustischen Formen, z.B. auf Flyern, in Fanzines und Zeitschriften oder auf Blogs? Welche spezifischen Produktions- unf Distributionsformen, welche kollektiven Arbeitsweisen stehen hinter der Etablierung solcher Öffentlichkeiten?

Ist eine Unterscheidung von ‚Gegenöffentlichkeit‘ und ‚literarischer Gegenöffentlichkeit‘ sinnvoll? Was wären die Kriterien für eine solche Unterscheidung? Und könnte eine literarische Gegenöffentlichkeit ohne eine Bezugnahme auf das moderne Literatursystem und dessen Literarizitäts- und Konsekrationskriterien (z.B. bestimmte Vorstellungen von Autorschaft) überhaupt auskommen?

Welche anderen Begriffe als „Gegenöffentlichkeit“ sind denkbar, um die Produktions- und Rezeptionskontexte herrschaftskritischer Literatur zu beschreiben? Lässt sich Gegenöffentlichkeit sinnvoll von Subalternität unterscheiden (z.B. durch den Zugang zu Institutionen, in denen symbolische Praktiken verstetigt werden)? Und wie stellt sich heute das Verhältnis von Gegenöffentlichkeit und Mainstream-, bzw. Popkultur dar? Schließlich haben Stars wie Beyoncé oder Rihanna längst nicht nur subkulturelle Ästhetiken kommerziell vereinnahmt, sondern sie verfolgen im Gegenteil auch deren politische Agenda weiter und erreichen damit ein Massenpublikum. Wie ist mit dem Problem umzugehen, dass viele reaktionäre kulturelle Öffentlichkeiten (z.B. die rechte Musikszene) durchaus auch ‚gegenöffentlich‘ genannt werden können? Was passiert ästhetisch wie politisch, wenn eine literarische Gegenöffentlichkeit – wie etwa die Literatur der Arbeiter_innenbewegung der Weimarer Republik – zur institutionalisierten literarischen Öffentlichkeit wird (wie in der DDR geschehen)? Schließlich: Wie problematisieren transnationale literarische Gegenöffentlichkeiten – wie z.B. die Bewegung der Négritude – die grundlegende Organisationsform bürgerlicher Öffentlichkeit als primär nationaler Diskurszusammenhang?

Die Redaktion bittet bis zum 1. November 2016 um Vorschläge für Beiträge zum Thema (abstracts für z.B. Essays, Interviews, Rezensionen, Polemiken) an unsere Emailadresse: undercurrentsforum@gmx.de. Die ausgewählten Beiträge, die eine Länge von 3000 Worten nicht überschreiten sollen, sind dann bis zum 15. Januar 2017 an die Redaktion zu schicken. Die Redaktion behält sich eine Auswahl aus den eingesandten Texten vor. Beiträge außerhalb des Schwerpunktthemas sind ebenfalls willkommen.

Undercurrents – Forum für linke Literaturwissenschaft fragt nach dem Verhältnis von Literatur, Literaturwissenschaft und emanzipatorischen Bewegungen. Der Blog versteht sich als Debattenforum für linke Literaturwissenschaftler_innen und Interessierte. Mit Schwerpunktthemen wollen wir in regelmäβigen Abständen (ca. alle 6 Monate) Diskussionsanstöβe liefern.

www.undercurrentsforum.com

via H-Germanistik

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